Maskare Jedinstvo

Sonntag – Wieder frühes Aufstehen trotz der langen Nacht, denn bereits um 9:00 Uhr sind wir mit Branko verabredet. Er holt uns ab und nach den paar Metern zu seinem Haus sind wir schon wieder mitten im Geschehen. Überall auf dem Gelände „Maškare“, maskierte und verkleidete Menschen und Mottowagen.

Wir drehen Brankos Tochter Elena Golojka, wie sie erst ein Kind, dann ihren Vater schminkt. Dann geht es weiter in ein anderes Haus. Eine Frau, Sendi Brženda, näht ihrer Nachbarin Diana gerade noch mit den letzten Stichen an der Nähmaschine ein Nonnenkostüm fertig. Währendessen backt, oder besser gesagt frittiert Hausmutter Smiljana „Fritule“, kleine Kreppel die typisch sind als Karnevalsgebäck.

Wir gehen wieder ins Freie, wo eine Gruppe dabei ist, einen der Wagen, der Startprobleme hat, wieder in Gang zu bringen. Mit dabei: unser Köhler vom Vorabend, der mir zur Begrüßung erstmal einen Schluck aus der Flasche mit Walnussschnaps reicht.

Lars filmt den Karnevalsumzug in Buzet

[Lars dreht den Karnevalsumzug in Buzet]

Irgendwann setzt sich der Zug in Bewegung. Ein Chefwagen, der auch so heißt, die Ritterburg, zwei Scheichs auf einem knatternden Beiwagengespann, viele andere Fahrzeuge voll verkleideter Gestalten und der Hauptwagen des Zuges, der die Startschwierigkeiten hatte. Auf ihm eine Kapelle, bestehend aus zwei Musikern und einer Sängerin, die die Stimmung anheizt. Sie, die Sängerin, nimmt die zentrale Position ein und dirigiert das folgende Geschehen.

Nachdem alle Wagen das nächste Dorf erreicht haben, geparkt sind und alle Maškare am zentralen Ort versammelt sind, ertönt Musik – ein „Hia Hia Hia Ho“. Alle Karnevalisten tanzen. Viele in einer Polonaise. Andere, deren bunte, aus Stofffetzen bestehende Kostümierung teilweise mit am Gürtel hängenden Glocken versehen ist halten einen ebenfalls mit Glocken behängten Stock mit einem Geweih ähnlichen Ende.

Die Kostüme erinnern stark an die der alemannischen Fastnacht.

Die so gekleideten Mascare bilden kleine Kreise und stoßen mit den Enden der Stöcke entweder auf den Boden oder stoßen die Enden in einer Art Kehrbewegung aneinander. Augenscheinlich ein Winteraustreibungsritual. Nachdem das

Treiben auf dem Dorfplatz etwa fünfzehn Minuten gedauert hat, gibt die Sängerin auf dem Wagen mit einem lautstarken „Živjeli Maškare“ – „Prost Masken“ das Buffet frei. Es gibt Speisen und Getränke für alle auf aneinander gestellten Tischen, die sich auf bestimmt fünf Metern biegen vor Köstlichkeiten.

Der General achtet peinlich genau darauf, dass wir uns jedesmal beteiligen. So geht der Zug von Dorf zu Dorf und schwillt mit jeder neuen Station an. Insgesamt werden es am Ende acht Dörfer gewesen sein. Irgendwann nach dem fünften Dorf setzen wir uns ab und suchen einen Ort an der Strecke, von dem aus wir die vorbeifahrende Kolonne filmen können.

Wir finden einen Platz mit schöner Aussicht in einem Olivenhain.

Die Bilder von der Vorbeifahrt wollen aber nicht so richtig gelingen, denn der Zug hat sich langgestreckt und die Wagen kommen nur vereinzelt mit großem Abstand vorbei.

Wir packen die Ausrüstung zusammen und folgen, bis sich in einem Dorf nahe der Stadt Buzet, dem heutigen Ziel, wieder alles staut. Hier stößt einer der auffälligsten Wagen mit einem Hochzeitsmotiv und einem als Braut verkleideten Hünen hinzu. Es ist die vorletzte Station. Wir fahren vor nach Buzet um schonmal die Lage dort zu erkunden, denn hier werden ab 14:00 Uhr alle Maškare-Züge der Region erwartet.

Sie kommen, eine Gruppe nach der anderen, in unübersehbarer Reihe über die Hauptstraße in die Stadt.

Die Hauptstraße ist eine Sackgasse, die in einem Kreisel mündet. Diesen Kreisel bekommt jede der Gruppen für etwa fünfzehn Minuten als Bühne, um ihre Wagen und ihre erdachten kleinen Spielszenen vorzuführen. Es ist ein Höllenspektakel, das sich über etwa drei Stunden hinzieht: laut, archaisch, lebensfroh und kreativ.